Titelbild
Home Spiele VfL Bochum Stabæk
Groundliste Links Impressum Datenschutz
 
Eine Seite zurück zurück zur Spieleübersicht
 Queens Park Rangers FC 
1
:
1
     Fulham Football Club     
  Queens Park Rangers Offiziell
:
  Fulham FC Offiziell
2. Liga England 2016/2017 - Samstag, 21. Januar 2017, 12:30 Uhr
Queens Park Rangers - Fulham FC (1:0) 1:1

Spielort:
Loftus Road Stadium, London
Zuschauer: 17.025
QPR: Smithies - Furlong, Onuoha, Lynch, Bidwell - Luongo, Hall (90. Perch), Manning - Wszolek, Sylla (68. Washington), Mackie (83. Lua Lua)
FFC: Button - Fredericks (46. Odoi), Kalas, Ream, Malone - McDonald, Johansen - Aluko (88. Smith), Cairney, Piazon (77. Sessegnon) - Martin
Tore:
1:0 Manning (25., Linksschuss),
1:1 Martin (75., Rechtsschuss, Vorarbeit Cairney)
Schiedsrichter: Keith Stroud (Bournemouth)
Bes. Vorkommnisse: Smithies (QPR) hält Foulelfmeter von Martin (FFC), 7. Minute


An diesem frühen Samstagmorgen ging es gemeinsam mit Mike und Marc zur ersten etwas größeren Tour des Jahres 2017. Mike hatte wieder günstige Flüge mit dem irischen Billigflieger nach Stansted gefunden und so schloss ich mich wie im letzten Jahr erneut an. Später schloss sich Marc sehr spontan auch noch an. Also ging es zu dritt am viel zu frühen Samstagmorgen gen Weeze. Während Mike und Marc am Freitagabend noch "vorgeglüht" hatten und die Nacht fast durchmachten, klingelte mein Wecker nach ebenfalls sehr kurzem Schlaf schon um 3 Uhr morgens. Um kurz nach 5 schließlich erreichten wir den Airport Weeze und starteten und landeten dieses Mal (im Gegensatz zum Vorjahr) überpünktlich, am nordöstlich von London gelegenen Flughafen. Auch die Passkontrolle in Stansted konnte dieses Mal ohne lange Warteschlange überwunden werden und so erreichten wir gegen 9 Uhr morgens dann schließlich den Londoner Bahnhof "Liverpool Street", nach einstündiger Busfahrt mit dem "Stansted Express".

Dort angekommen trennten sich unsere Wege aber auch schon wieder kurzzeitig, denn Mike und Marc wollten sich an diesem Tag den Viertligakick bei Leyton Orient mit Anstoß um 15 Uhr anschauen, während ich nach langer Überlegung dann doch dem Zweitligaderby Queens Park Rangers gegen Fulham um 12:30 Uhr den Vorzug gab. Vorher sollte es für die beiden noch zu einem Jugendspiel bei Dagenham gehen, das sich für mich allerdings überhaupt nicht gelohnt hätte, weil Dagenham am ganz anderen Ende der Stadt im Osten liegt und ich fast eine Stunde zurück Richtung Stadion der Queens Park Rangers hätte fahren müssen. Also fuhr ich mit der U-Bahn wie im letzten Jahr zunächst einmal bis zur Station "Embankment" und lief bei dem wunderschönen Winterwetter (+5°C, Sonnenschein und blauer Himmel) an der Themse entlang. Ich ging unter anderem vorbei am "London Eye" und lief dann wieder hinüber auf die andere Themse-Seite, vorbei am "Big Ben", dem berühmten Glockenturm des "Palace of Westminster" und schaute mir die "Westminster Chapel" dahinter mit dem kleinen Garten und zahlreichen Statuen berühmter Personen der Weltgeschichte, wie Churchill, Mahatma Gandhi oder Nelson Mandela, an. In unmittelbarer Nähe liegt auch die Hausnummer "10 Downing Street", die offizielle Residenz des britischen Premierministers, bzw. zu dieser Zeit ja der Premierministerin. 

Während es zu Beginn noch überall schön leer war, hatten mittlerweile bei dem schönen Wetter natürlich überall die Touristenmassen London erobert. Also "flüchtete" ich aus der Innenstadt und machte mich mit der U-Bahn auf zu den Queens Park Rangers (auch kurz einfach "QPR" genannt), meinem Hauptziel des Tages, wo ich mir einen Tag zuvor bereits online ein Ticket für das kleine London-Derby gegen den FC Fulham gesichert hatte. Nach 20-minütiger Fahrt verließ ich die U-Bahn an der Station "White City". Von hier aus sind es gerade einmal noch fünf Gehminuten zum Stadion von QPR, das, wie man es sich in England so typisch vorstellt, mitten in einem Wohngebiet gelegen ist. Etwa 1,5 Stunden vor Anpfiff erreichte ich also das "Loftus Road Stadium" und schaute zunächst einmal auf den Schriftzug hinter der Haupttribüne, die allerdings von hinten mehr wie ein Bürogebäude denn wie ein Fußballstadion wirkte. Zur Stärkung gönnte ich mir erst einmal einen Burger, an einem der zahlreichen Verpflegungsstände außerhalb des Grounds. Den obligatorischen Besuch des Fanshops verschob ich spontan auf nach dem Abpfiff, denn die Schlange an der Kasse ging fast bis zum Eingang. Es herrschte rund um das QPR-Stadion eine friedliche, angenehme und sehr internationale Stimmung, denn neben viel Deutsch nahm ich auch viel Niederländisch und Norwegisch rund um die Loftus Road wahr. Schon im Flugzeug von Weeze nach Stansted hatten wir an diesem Tag die ersten internationalen QPR-Fans mit Schals und Trikot gesehen.

Obwohl es sich ja offensichtlich um ein London-Derby handelte, waren meine Erwartungen an die Stimmung bei diesem Spiel vorher äußerst gering, und sollten letzendlich auch deshalb weit übertroffen werden. Offiziell waren zwar "nur" 17.025 der 19.148 Plätze belegt, aber zum Anpfiff konnte ich eigentlich kaum einen freien Platz im weiten Rund entdecken. Der Gästeblock war jedenfalls auch offiziell ausverkauft, das heißt, dass die eine Hintertorseite komplett in Händen von Fulham-Anhängern war. Die Gästefans waren dazu von Beginn an blendend gelaunt und stimmten fast über die gesamte Spieldauer immer wieder laute Gesänge an. Mein Sitzplatz ganz außen auf der Gegentribüne, direkt neben dem Gästeblock, stellte sich als perfekt heraus, denn so erlebte ich die gegenseitigen, ständigen Pöbeleien und Beleidigungen hautnah mit. Das mir aus dem letzten Jahr noch bekannte "Come on, Fulham" wurde stets ebenso laut mit einem "Fuck off, Fulham" von der Heimseite beantwortet. Das waren aber noch die eher harmloseren Beleidigungen an diesem Nachmittag. Meine Sitznachbarn benutzten äußerst gestenreich in jedem Satz mindestens einmal das englische "F-Wort". Letztendlich war ich total begeistert, denn es herrschte wirklich echte und emotionale Derbyatmosphäre, genauso, wie man sich das eigentlich in England vorstellt.

Das hatte ich in einer englischen Profiliga, wo der Fußball ja mittlerweile als total durchkommerzialisiertes Produkt gilt, und wo sich wegen der überteuerten Preise nur noch die gut Betuchten einen Stadionbesuch im Profifußball leisten können, in diesem Maße eigentlich kaum erwartet. Wikipedia verrät sogar, dass QPR gegen Fulham derzeit als eines der größten West-London-Derbys gilt. Die Anhänger von Fulham sehen laut einer Umfrage einer britischen Fußballzeitschrift aus dem Jahr 2012 sogar QPR als ihre größten Rivalen, noch vor dem früheren Erzrivalen Chelsea, was sicher daran liegt, dass man mittlerweile immer öfter im Aufstiegs- oder Abstiegskampf aufeinander trifft, während Chelsea in ganz anderen Sphären schwebt und die anderen großen in der Premier League kickenden Klubs aus der britischen Hauptstadt als ihre Rivalen ansieht. Die Anhänger von QPR sehen dagegen Chelsea nach wie vor als ihren größten Rivalen, auf Platz zwei folgt aber schon Fulham.

Bereits in der siebten Spielminute gab es den ersten Höhepunkt in dieser Partie, als der Schiri nach einem Foul im Strafraum auf den Elfmeterpunkt für die Gäste aus Fulham zeigte. QPR-Keeper Smithies parierte aber den Strafstoß von Fulhams Stürmer Martin und anschließend rastete das gesamte Stadion komplett aus, mit Ausnahme des Gästeblocks natürlich. Vor mir, hinter mir und neben mir stand alles auf und beleidigte wort- und gestenreich den Gästeblock nebenan, was das Zeug hält. Gegenüber auf der anderen Seite auf der Haupttribüne sah ich die gleichen Szenen. Also eigentlich alles genau so, wie es bei einem Derby sein soll. Nochmals eine Steigerung gab es in Minute 25, als QPR durch Manning mit 1:0 in Führung ging und die Heimseite noch extastischer als beim verschossenen Elfer abging. So ging es auch in die Halbzeitpause, was für die Gastgeber eher schmeichelhaft war, denn die Gäste, um ihren brasilianischen Spielmacher Lukas Piazón, der 14/15 eine Saison für Eintracht Frankfurt gespielt hatte, hatten bis dahin eigentlich den schöneren und technisch besseren Fußball gezeigt.

In der zweiten Hälfte drückten die Gäste aus Fulham langsam immer mehr auf den Ausgleich. Aber lange sah es so aus, als könnten die Gastgeber die knappe Führung mit Glück und Geschick irgendwie verteidigen. Eine Viertelstunde vor dem Ende war es dann aber doch noch so weit und Martin erzielte den Ausgleich für Fulham zum 1:1. Auch der Torjubel der Gästefans war pure Extase und sorgte erneut für Gänsehaut bei mir. Jetzt hatten die Gäste natürlich auf den Rängen die Oberhand und pöbelten zurück Richtung Heimfans. Aber nicht nur auf den Rängen, sondern auch auf dem Rasen war Fulham drauf und dran, das Spiel jetzt noch komplett zu drehen. So wurde die eigentlich auf zwei Minuten angezeigte Nachspielzeit vom souveränen Schiri auf gefühlte zehn Minuten verlängert, weil es nach so gut wie jeder Aktion eine Rudelbildung sowie Massenrangeleien zwischen Spielern und Verantwortlichen gab. Mit allen (fairen und unfairen) Mitteln versuchten die Gastgeber die Derbyniederlage in letzter Minute zu verhindern, die jetzt wirklich noch in der Luft lag. Irgendwann hatte der Schiri aber schließlich ein Einsehen und beendete diese Partie mit einem Unentschieden.

Für mich ging es, nach einem kurzen Abstecher zum Fanshop, direkt wieder zurück zur U-Bahn-Station "White City". Für mich etwas überraschend gab es nach Abpfiff überhaupt keine Fantrennung. Es stand zwar relativ viel Polizei auf den Straßen, aber Fans beider Vereine, die sich vor kurzem noch 90 Minuten lang aufs übelste beleidigt und bepöbelt hatten, gingen jetzt friedlich nebeneinander her. Auch wenn ich mich wiederhole, aber: so soll es sein! Bei dem schönen Wetter wollte ich die Zeit noch etwas nutzen und fuhr zunächst einmal zum Hyde Park, wo man einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten konnte. Mittlerweile hatte ich mich Mike mit einer bitteren Nachricht erreicht, denn beide Spiele, die Marc und er besuchen wollten, sowohl Dagenham als auch Leyton Orient, waren spontan kurz vor dem Kickoff abgesagt worden, jeweils wegen Unbespielbarkeit des Platzes. Von dem Ausfall bei Leyton erfuhren sie so spät, dass sie es leider nicht mehr zu einem anderen Spiel geschafft hätten. Also hatten sie die Zeit mit einem typisch englischen Frühstück und später in einem Pub verbracht.

Schließlich trafen wir uns wie geplant am Bahnhof "Liverpool Street" wieder und fuhren mit dem "Stansted Express" zurück zum Flughafen. Ganz in der Nähe, in Takeley, hatten wir ein Dreibettzimmer für die Nacht gebucht, und der Inhaber holte uns freundlicherweise vom Flughafen ab. Die nette Pension liegt zwar nur 3,5 km vom Flughafen Stansted entfernt, aber auf Laufen hatten wir sicher keine große Lust mehr. Auf unserem Zimmer gab es noch ein leckeres Abendessen, Gulasch bzw. ein Nudelgericht mit dem Wasserkocher warm gemacht. Das schmeckte zwar nicht, aber wenn man Hunger hat, isst man wirklich alles. Wirklich lang wurde der Abend logischerweise nicht, denn wir waren ja seit 3 Uhr morgens bzw. fast ohne Pause auf den Beinen. Außerdem sollte um 4:30 Uhr am Sonntagmorgen schon wieder der Wecker klingeln, denn wir hatten als Rückflug den Start um 7:35 Uhr mit dem irischen Billigflieger gewählt. Der Inhaber der Pension brachte uns netterweise um 5:30 Uhr wieder zum Flughafen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist es nur, dass der Engländer scheinbar bei Frost vor dem Losfahren die Scheiben nicht freikratzt oder anderswie vom Eis befreit, sondern erst mal losfährt und darauf wartet, dass man irgendwann etwas sieht. Naja, aber er kannte ja den Weg hoffentlich in- und auswendig. Überpünktlich um 9:50 Uhr erreicht wir wieder Weeze, und nach einem leckeren Frühstück beim einzigen geöffneten Bäcker in dem Ort, erreichten wir gegen 12 Uhr wieder Bochum.