Queens
Park Rangers - Fulham FC (1:0) 1:1
Spielort: Loftus Road Stadium, London
Zuschauer: 17.025
QPR: Smithies - Furlong,
Onuoha, Lynch, Bidwell - Luongo, Hall (90. Perch), Manning - Wszolek,
Sylla (68. Washington), Mackie (83. Lua Lua)
FFC: Button - Fredericks (46.
Odoi), Kalas,
Ream, Malone - McDonald, Johansen - Aluko (88. Smith),
Cairney,
Piazon (77. Sessegnon) - Martin
Tore:
1:0 Manning (25., Linksschuss),
1:1 Martin (75., Rechtsschuss, Vorarbeit Cairney)
Schiedsrichter:
Keith Stroud (Bournemouth)
Bes.
Vorkommnisse: Smithies (QPR) hält Foulelfmeter
von Martin (FFC), 7. Minute
An
diesem frühen Samstagmorgen ging es gemeinsam mit Mike und
Marc
zur
ersten
etwas größeren Tour des Jahres 2017. Mike hatte
wieder
günstige Flüge mit dem irischen Billigflieger nach
Stansted
gefunden und so schloss ich mich wie im letzten Jahr erneut an.
Später schloss sich Marc sehr spontan auch noch an. Also ging
es
zu dritt am viel zu frühen Samstagmorgen gen Weeze.
Während Mike und
Marc am Freitagabend noch "vorgeglüht" hatten und die Nacht
fast
durchmachten, klingelte mein Wecker nach ebenfalls sehr kurzem
Schlaf schon um 3 Uhr morgens. Um kurz nach 5 schließlich
erreichten wir den
Airport Weeze und starteten und landeten dieses Mal (im Gegensatz zum
Vorjahr)
überpünktlich, am nordöstlich von London
gelegenen
Flughafen. Auch die Passkontrolle in Stansted konnte dieses Mal ohne
lange
Warteschlange überwunden werden und so erreichten wir gegen 9
Uhr
morgens dann schließlich den Londoner Bahnhof "Liverpool
Street",
nach einstündiger Busfahrt mit dem "Stansted Express".
Dort angekommen trennten sich unsere Wege aber auch schon wieder
kurzzeitig, denn Mike und Marc wollten sich an diesem Tag den
Viertligakick bei Leyton Orient mit Anstoß um 15 Uhr
anschauen,
während ich nach langer Überlegung dann doch dem
Zweitligaderby Queens Park Rangers gegen Fulham um 12:30 Uhr den Vorzug
gab.
Vorher sollte es für die beiden noch zu einem Jugendspiel bei
Dagenham gehen, das sich für mich allerdings
überhaupt nicht
gelohnt hätte, weil Dagenham am ganz anderen Ende der Stadt im
Osten liegt
und ich fast eine Stunde zurück Richtung Stadion der Queens
Park
Rangers hätte fahren müssen. Also fuhr ich mit der
U-Bahn wie
im letzten Jahr zunächst einmal bis zur Station "Embankment"
und
lief bei dem wunderschönen Winterwetter (+5°C,
Sonnenschein
und blauer Himmel) an der Themse entlang. Ich ging unter anderem vorbei
am "London Eye" und lief dann wieder hinüber auf die andere
Themse-Seite, vorbei am "Big Ben", dem berühmten Glockenturm
des
"Palace of Westminster" und schaute mir die "Westminster Chapel"
dahinter mit dem kleinen Garten und zahlreichen Statuen
berühmter
Personen der Weltgeschichte, wie Churchill, Mahatma Gandhi oder Nelson
Mandela, an. In unmittelbarer Nähe liegt auch die Hausnummer
"10
Downing Street", die offizielle Residenz des britischen
Premierministers, bzw. zu dieser Zeit ja der
Premierministerin.
Während es zu Beginn noch überall schön leer
war, hatten
mittlerweile
bei dem schönen Wetter natürlich
überall
die Touristenmassen London erobert. Also "flüchtete" ich aus
der
Innenstadt und machte mich mit der U-Bahn auf zu den Queens Park
Rangers (auch kurz einfach "QPR" genannt), meinem Hauptziel des Tages,
wo ich mir einen Tag zuvor bereits online ein Ticket für das
kleine
London-Derby gegen den FC Fulham gesichert hatte. Nach
20-minütiger Fahrt verließ ich die U-Bahn an der
Station
"White City". Von hier aus sind es gerade einmal noch fünf
Gehminuten zum Stadion von QPR, das, wie man es sich in England so
typisch
vorstellt, mitten in einem Wohngebiet gelegen ist. Etwa 1,5 Stunden vor
Anpfiff erreichte ich also das "Loftus Road Stadium" und schaute
zunächst einmal auf den Schriftzug hinter der
Haupttribüne,
die allerdings von hinten mehr wie ein
Bürogebäude denn wie ein
Fußballstadion wirkte. Zur Stärkung gönnte
ich mir erst
einmal einen Burger, an einem der zahlreichen
Verpflegungsstände außerhalb des Grounds.
Den obligatorischen Besuch des Fanshops verschob ich spontan auf nach
dem Abpfiff, denn
die Schlange an der Kasse ging fast bis zum Eingang. Es herrschte rund
um das QPR-Stadion eine friedliche, angenehme und sehr internationale
Stimmung, denn neben viel Deutsch nahm ich auch viel
Niederländisch und Norwegisch rund um die Loftus Road wahr.
Schon
im Flugzeug von Weeze nach Stansted hatten wir an diesem Tag die ersten
internationalen
QPR-Fans mit Schals und Trikot gesehen.
Obwohl es sich ja offensichtlich um ein London-Derby handelte, waren
meine Erwartungen an die Stimmung bei diesem Spiel vorher
äußerst gering, und sollten letzendlich auch deshalb
weit
übertroffen werden. Offiziell waren zwar "nur" 17.025 der
19.148
Plätze belegt, aber zum Anpfiff konnte ich eigentlich kaum
einen
freien Platz im weiten Rund entdecken. Der Gästeblock war
jedenfalls auch offiziell ausverkauft, das heißt, dass die
eine
Hintertorseite komplett in Händen von
Fulham-Anhängern war. Die
Gästefans waren dazu von Beginn an blendend gelaunt und
stimmten fast über die gesamte Spieldauer immer wieder laute
Gesänge an. Mein Sitzplatz ganz außen auf der
Gegentribüne, direkt neben dem Gästeblock, stellte
sich als
perfekt heraus, denn so erlebte ich die gegenseitigen,
ständigen
Pöbeleien und Beleidigungen hautnah mit. Das mir aus dem
letzten
Jahr noch bekannte "Come on, Fulham" wurde stets ebenso laut mit einem
"Fuck
off, Fulham" von der Heimseite beantwortet. Das waren aber noch die
eher harmloseren Beleidigungen an diesem Nachmittag. Meine Sitznachbarn
benutzten äußerst gestenreich in jedem Satz
mindestens
einmal das englische "F-Wort". Letztendlich war ich total begeistert,
denn es herrschte wirklich echte und emotionale
Derbyatmosphäre,
genauso, wie man sich das eigentlich in England vorstellt.
Das hatte ich in einer englischen Profiliga, wo der Fußball
ja
mittlerweile als total durchkommerzialisiertes Produkt gilt, und wo
sich wegen der überteuerten Preise nur noch die gut Betuchten
einen Stadionbesuch im Profifußball leisten können,
in diesem Maße
eigentlich kaum erwartet. Wikipedia verrät sogar, dass QPR
gegen
Fulham derzeit als eines der größten
West-London-Derbys
gilt. Die Anhänger von Fulham sehen laut einer Umfrage einer
britischen Fußballzeitschrift aus dem Jahr 2012 sogar QPR als
ihre größten Rivalen, noch vor dem früheren
Erzrivalen Chelsea, was sicher daran
liegt, dass man mittlerweile immer öfter im Aufstiegs- oder
Abstiegskampf aufeinander trifft, während Chelsea in ganz
anderen
Sphären schwebt und die anderen großen in der
Premier League kickenden Klubs aus der
britischen Hauptstadt als ihre Rivalen ansieht. Die Anhänger
von
QPR sehen dagegen Chelsea nach wie vor als ihren
größten
Rivalen, auf Platz zwei folgt aber schon Fulham.
Bereits in der siebten Spielminute gab es den ersten Höhepunkt
in
dieser Partie, als der Schiri nach einem Foul im Strafraum auf den
Elfmeterpunkt für die Gäste aus Fulham zeigte.
QPR-Keeper
Smithies parierte aber den Strafstoß von Fulhams
Stürmer Martin
und anschließend rastete das gesamte Stadion komplett aus,
mit
Ausnahme des Gästeblocks natürlich. Vor mir, hinter
mir und
neben mir stand alles auf und beleidigte wort- und gestenreich den
Gästeblock nebenan, was das Zeug hält.
Gegenüber auf der
anderen Seite auf der Haupttribüne sah ich die gleichen
Szenen.
Also eigentlich alles genau so, wie es bei einem Derby sein soll.
Nochmals eine Steigerung gab es in Minute 25, als QPR durch Manning mit
1:0 in Führung ging und die Heimseite noch extastischer als
beim
verschossenen Elfer abging. So ging es auch in die Halbzeitpause, was
für die Gastgeber eher schmeichelhaft war, denn die
Gäste, um
ihren brasilianischen Spielmacher Lukas Piazón, der 14/15
eine
Saison für Eintracht Frankfurt gespielt hatte, hatten bis
dahin
eigentlich den schöneren und technisch besseren
Fußball
gezeigt.
In der zweiten Hälfte drückten die Gäste aus
Fulham
langsam immer mehr auf den Ausgleich. Aber lange sah es so aus, als
könnten die Gastgeber die knappe Führung mit
Glück und
Geschick irgendwie verteidigen. Eine Viertelstunde vor dem Ende war es
dann aber doch noch so weit und Martin erzielte den Ausgleich
für Fulham zum
1:1. Auch der Torjubel der Gästefans war pure Extase und
sorgte
erneut für Gänsehaut bei mir. Jetzt hatten die
Gäste
natürlich auf den Rängen die Oberhand und
pöbelten
zurück Richtung Heimfans. Aber nicht nur auf den
Rängen,
sondern auch auf dem Rasen war Fulham drauf und dran, das Spiel jetzt
noch komplett zu drehen. So wurde die eigentlich auf zwei Minuten
angezeigte Nachspielzeit vom souveränen Schiri auf
gefühlte zehn Minuten
verlängert, weil es nach so gut wie jeder Aktion eine
Rudelbildung sowie
Massenrangeleien zwischen Spielern und Verantwortlichen gab. Mit allen
(fairen und unfairen) Mitteln versuchten die Gastgeber die
Derbyniederlage in letzter Minute zu verhindern, die jetzt wirklich
noch in der Luft lag.
Irgendwann hatte der Schiri aber schließlich ein Einsehen und
beendete diese Partie mit einem Unentschieden.
Für mich ging es, nach einem kurzen Abstecher zum Fanshop,
direkt
wieder zurück zur U-Bahn-Station "White City". Für
mich etwas
überraschend gab es nach Abpfiff überhaupt keine
Fantrennung.
Es stand zwar relativ viel Polizei auf den Straßen, aber Fans
beider Vereine, die sich vor kurzem noch 90 Minuten lang aufs
übelste beleidigt und bepöbelt hatten, gingen jetzt
friedlich
nebeneinander her. Auch wenn ich mich wiederhole, aber: so soll es
sein! Bei dem schönen Wetter wollte ich die Zeit noch etwas
nutzen
und fuhr zunächst einmal zum Hyde Park, wo man einen
wunderschönen Sonnenuntergang beobachten konnte. Mittlerweile
hatte ich mich Mike mit einer bitteren Nachricht erreicht, denn beide
Spiele, die Marc und er besuchen wollten, sowohl Dagenham als auch
Leyton Orient, waren spontan kurz vor dem Kickoff abgesagt worden,
jeweils wegen Unbespielbarkeit des Platzes. Von dem Ausfall bei Leyton
erfuhren sie so spät, dass sie es leider nicht mehr zu einem
anderen Spiel geschafft hätten. Also hatten sie die Zeit mit
einem
typisch englischen Frühstück und später in
einem Pub
verbracht.
Schließlich trafen wir uns wie geplant am Bahnhof "Liverpool
Street" wieder und fuhren mit dem "Stansted Express" zurück
zum
Flughafen. Ganz in der Nähe, in Takeley, hatten wir ein
Dreibettzimmer für die Nacht gebucht, und der Inhaber holte
uns
freundlicherweise vom Flughafen ab. Die nette Pension liegt zwar nur
3,5 km vom Flughafen Stansted entfernt, aber auf Laufen hatten wir
sicher keine große Lust mehr. Auf unserem Zimmer gab es noch
ein
leckeres Abendessen, Gulasch bzw. ein Nudelgericht mit dem Wasserkocher
warm gemacht. Das schmeckte zwar nicht, aber wenn man Hunger hat, isst
man wirklich alles. Wirklich lang wurde der Abend logischerweise nicht,
denn wir waren ja seit 3 Uhr morgens bzw. fast ohne Pause auf den
Beinen.
Außerdem sollte um 4:30 Uhr am Sonntagmorgen schon wieder der
Wecker klingeln, denn wir hatten als Rückflug den Start um
7:35 Uhr mit dem
irischen Billigflieger gewählt. Der Inhaber der Pension
brachte
uns netterweise um 5:30 Uhr wieder zum Flughafen. Etwas
gewöhnungsbedürftig ist es nur, dass der
Engländer
scheinbar bei Frost vor dem Losfahren die Scheiben nicht
freikratzt oder anderswie vom Eis befreit, sondern erst mal
losfährt und darauf wartet, dass man irgendwann etwas sieht.
Naja,
aber er kannte ja den Weg hoffentlich in- und auswendig.
Überpünktlich um 9:50 Uhr erreicht wir wieder Weeze,
und nach
einem leckeren Frühstück beim einzigen
geöffneten
Bäcker in dem Ort, erreichten wir gegen 12 Uhr wieder Bochum.
![Queens Park Rangers vs. Fulham FC 2017](1617london/02.jpg)
![Queens Park Rangers vs. Fulham FC 2017](1617london/04.jpg)
![Queens Park Rangers vs. Fulham FC 2017](1617london/06.jpg)
![Queens Park Rangers vs. Fulham FC 2017](1617london/08.jpg)
![Queens Park Rangers vs. Fulham FC 2017](1617london/10.jpg)
![Queens Park Rangers vs. Fulham FC 2017](1617london/12.jpg)
![Queens Park Rangers vs. Fulham FC 2017](1617london/15.jpg)
![Denkmal für Kindertransporte am Bahnhof Liverpool Street](1617london/17.jpg)
![Souvenierladen](1617london/19.jpg)
![London Eye](1617london/21.jpg)
![Hyde Park](1617london/23.jpg)
![Hyde Park](1617london/25.jpg)
|