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 Italien 
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       Deutschland       
  Italienischer Fußballverband
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  Deutscher Fußballbund Offiziell
Freundschaftsspiel 2016/2017 - Dienstag, 15. November 2016, 20:45 Uhr
Italien - Deutschland (0:0) 0:0

Spielort:
Stadio San Siro, Milano
Zuschauer: 48.700
ITA: Buffon (46.Donnarumma) - Rugani, Bonucci, Romagnoli (46.Astori) - Zappacosta, de Rossi, Parolo, Darmian - Eder (69.Bernardeschi), Belotti (88.Sansone), Immobile (89.Zaza)

GER: Leno - Höwedes, Mustafi, Hummels (46.Tah) - Kimmich, Rudy, Weigl (70.Götze), Gerhardt - Goretzka (60.Gnabry), Gündogan - Th.Müller (60.Volland)
Tore:
keine
Schiedsrichter: Artur Soares Dias (Portugal)


Italien gegen Deutschland, einer der größten Klassiker der Länderspielgeschichte, so oft, wie man in den vergangenen Jahrzehnten bei großen Turnieren in entscheidenden Spielen aufeinandertraf und sich unvergessliche Duelle lieferte. Spontan denkt man an den vorherigen Sommer dieses Jahres, als das deutsche Team erstmals Italien bei einem großen Turnier schlagen konnte. Und sieht beim Elfmeterschießen den tänzelnden Zaza, wie er den Ball in den Nachthimmel von Bordeaux hämmert. Wie Jonas Hector den entscheidenden Elfmeter versenkt und einen Jubel der deutschen Spieler auslöst, als hätte man gerade schon das Turnier gewonnen. Dabei war es "nur" das EM-Viertelfinale. Vier Jahre vorher sieht man Mario Ballotelli in Warschau mit stolzgeschwellter Brust, nachdem er gerade das deutsche Team mit zwei Toren kurz hintereinander aus dem Turnier und sein Team ins EM-Finale geschossen hat. Oder 2006 in Dortmund Fabio Grosso, der in der letzten Minute der Verlängerung im WM-Halbfinale das deutsche Sommermärchen auf bittere Weise beendet und sein Team damit ins WM-Finale schießt. Für mich ein ganz besonderes Duell war auch das WM-Finale 1982, das Italien gegen Deutschland mit 3:1 gewann und von dem ich, im Alter von sechs Jahren, immerhin eine Halbzeit im TV sehen durfte.

An diesem Abend war aber auch vorher keine Fortsetzung dieser Klassiker-Geschichte zu erwarten, denn es handelte sich nur um ein Freundschaftsspiel kurz vor dem Ende des Kalenderjahres, bei dem wie gewöhnlich viele Stars und Stammspieler verletzungsbedingt fehlen oder einfach geschont wurden. Immerhin waren bei Italien mit Gianluigi Buffon und Daniele de Rossi sogar noch zwei Weltmeister von 2006 in der Startelf. Bei Deutschland standen mit Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Shkodran Mustafi und Thomas Müller dagegen lediglich vier Weltmeister von 2014 in der Startelf. Der eigentliche Star des Abends und der Grund für diese Reise war für mich aber natürlich das Stadio San Siro, das Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand. Von einem Besuch des mit einem Fassungsvermögen von über 80.000 Zuschauern größten Stadions Italiens, das die Heimstätte von Inter Mailand und dem AC Mailand ist, träumte ich im Grunde schon seit 1990. Damals verfolgte ich zum ersten Mal eine Fußball-WM richtig ausführlich am Fernseher, und kann mich vor allem noch an die deutsche Auftritte im Stadion San Siro erinnern. Gleich fünf Spiele auf dem Weg zum Titel bestritt das deutsche Team hier. Zum Beispiel gab es hier den 4:0-Auftakterfolg gegen Jugoslawien mit einem überragenden Lothar Matthäus, das souveräne 5:1 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate bei sintflutartigem Regen, oder das legendäre 2:1 gegen die Niederlande im Achtelfinale mit der Spuckattacke von Frank Rijkaard gegen Rudi Völler und einem an diesem Abend alles überragenden Jürgen Klinsmann. Diese Bilder habe ich direkt vor Augen, wenn ich an das Giuseppe-Meazza-Stadion denke. Damals war noch richtig Feuer drin, in den Duellen mit den Niederlanden.

Wie oft hatte ich mir schon vorgenommen, diesen Fußballtempel endlich einmal zu besuchen. Und in dieser Woche sollte es endlich soweit sein. Aber vorher wurde es nochmal ganz schön knapp, denn beinahe hätte ich meinen Besuch schon wieder auf das nächste Mal verschieben müssen. Trotz des traditionell verkehrsreichen Monats November hoffte ich die knapp 100 km bis Weeze mit einem Start um 8 Uhr bis zum Boarding um 11 mehr als locker schaffen zu können. Dass das nicht so einfach werden würde, merkte ich dann, als ich im Radio von mehr als 400 km Stau in NRW hörte. Alleine 30 km auf der A40. Aber auch auf allen anderen Routen waren mehrere Kilometer Stau angesagt. Als ich dann anderthalb Stunden später um 9:30 Uhr gerade einmal bis Bottrop gekommen war und Stoßstange an Stoßstange irgendwo in der Innenstadt herumschleichte, gab ich so langsam die Hoffnung auf, diesen Flug noch rechtzeitig erreichen zu können, denn auf dem Navi standen immer noch 70 Restkilometer bis Weeze. Selbst wenn ich die in den noch verbleibenden anderthalb Stunden bis zum Boarding meines Fluges schaffen sollte, brauchte ich immer noch viel Glück, schnell einen geeigneten Parkplatz zu finden und nicht allzuviel Leute vor mir in der Schlange beim Sicherheits-Check-In zu haben. Kurzzeitig war ich bereits dabei aufzugeben und einfach umzudrehen, aber nachdem es auf der A57 dann endlich besser lief, entschied ich mich, doch einfach wenigstens bis zum Flughafen zu fahren und es zumindest noch zu versuchen. Am Flughafen in Weeze angekommen hatte ich dann zuerst Glück, schnell einen Parkplatz zu finden, der auch noch relativ nah am Terminal lag. So leer hatte ich den Parkplatz dort noch nicht gesehen. Also ging es zu Fuß zum Terminal, immer noch in Erwartung diesen Flug bestimmt zu verpassen. Beim Sicherheits-Check-In dann die nächste Überraschung: Keine Schlange. Also schnell hinein und als ich am Gate eintraf, hatte gerade vor ein paar Sekunden das Boarding begonnen. Zu meiner Verwunderung hatte ich es tatsächlich noch rechtzeitig geschafft. Allerdings hätte meine Odyssee durch die NRW-Straßen keine fünf Minuten länger dauern dürfen. Also war es quasi eine Punktlandung beim Abflug.

Der irische Billigflieger brachte mich dann also in ca. 1,5 Stunden von Weeze, vorbei an den schon schneebedeckten Alpen, nach Bergamo, wo wir absolut pünktlich um 13:00 Uhr landeten. Von dort aus ging es per Bus weiter in ca. einer Stunde nach Mailand, dem Ziel des Tages. Gleich mehrere Busgesellschaften bieten diese Fahrt täglich mehrmals in der Stunde an, so dass der Preis mit 9 Euro hin und zurück durchaus annehmbar ist. Die Oberstadt von Bergamo, die wunderbar auf einem 380 m ü.M. hohen Hügel liegt, sieht bei der Vorbeifahrt bei schönem, sonnigen Wetter schon sehr eindrucksvoll aus. In Mailand halten die Busse direkt an einem Seiteneingang des Hauptbahnhofes. Ebenfalls direkt in der Nähe des Mailänder Hauptbahnhofes hatte ich ein Hotelzimmer gebucht, so dass ich eben zu Fuß dorthin laufen konnte, um einzuchecken und endlich den Rucksack loswerden. Da das hoteleigene Restaurant ganz vielversprechend aussah, aß ich gleich dort mal eine leckere Pizza zu Mittag. Als gar nicht so leicht stellte sich das Suchen eines Supermarktes heraus. Nach 20-minütigem Herumirren und Herumfragen fand ich endlich einen kleinen "Supermercato".

Nach etwas Ausruhen im Hotelzimmer machte ich mich dann etwa zwei Stunden vor Anpfiff auf den Weg Richtung San Siro. Die 24-Stunden-Nahverkehrskarte gibt es in Mailand für ebenfalls sehr faire 4,50 Euro. Seit November 2015 ist das Stadio San Siro sogar direkt per U-Bahn-Linie an die Innenstadt angebunden. Die U-Bahn-Linie "M5" Richtung San Siro ist dazu die erste vollautomatische, also fahrerlose, Bahn in Mailand. Und auch die erste, mit der ich gefahren bin, soweit ich mich erinnern kann. Schon ein komisches Gefühl, sich so ganz ohne Fahrer fortzubewegen, vor allem, wenn man ganz vorne sitzt, wo normalerweise ja die Fahrerkabine sein sollte. Wenn man aus der U-Bahn-Station herauskommt, hat man gleich mal einen wunderbaren Blick auf diesen einfach herrlichen Fußballtempel. Jetzt galt es erstmal den Gästeparkplatz zu finden, wo ich beim DFB noch meinen Voucher gegen eine Eintrittskarte für den deutschen Gästeblock eintauschen musste. Das stellte sich im Dunklen als gar nicht so einfach heraus, denn es gab keinerlei Hinweise, wo das denn sein könnte. Dazu gab es rund um das Stadion unglaublich viele Getränke- und Esssensbuden, die auch alle gut frequentiert waren. Nachdem ich das Stadion einmal erfolglos umrundet hatte, fragte ich mich von Ordner zu Ordner weiter zum Eingang des Gästeblocks durch. Dort konnte man mir endlich helfen, wo die Umtauschstelle für die Voucher war. 

Eine halbe Stunde vor dem Anpfiff war ich dann endlich drin, im Stadio San Siro. Während sich das restliche Stadion bis auf den komplett geschlossenen Oberrang ganz gut füllte, fanden sich im deutschen Gästeblock gerade einmal 200 Leute ein. Natürlich kein Wunder, bei einem mehr oder weniger unbedeutenden Testspiel, wo viele Stars fehlen. Die Stimmung auf der Heimseite war aber eigentlich ganz ok. Ein absoluter Gänsehautmoment war erwartungsgemäß die italienische Nationalhymne, die die Heimfans zu 100% voller Inbrunst mitbrüllten. Ansonsten war es von italienischer Seite zwar meistens still, aber wenn es mal Gesänge gab, dann stimmten wiederum nahezu 100% ein und es war unglaublich laut. Bei jeder Ballberührung von Deutschlands Keeper Bernd Leno gab es dazu ein böses "Merda" aus fast 50.000 Kehlen. Das Spiel selbst war zwar torlos, aber ein 0:0 der besseren Art, wie man so schön im Fußballphrasendeutsch sagt. Wenn so viele Stammspieler fehlen, gibt das Talenten wie Leno, Weigl, Gerhardt, Goretzka, Tah, Gnabry oder Volland die Chance sich zu zeigen. Und das machten sie eigentlich ganz gut. Nach nervösem Beginn bekam das deutsche Team das Spiel ganz gut in den Griff und erarbeitete sich sogar leichte Vorteile. Kurz vor und kurz nach der Pause hatten die Gäste die besseren Torchancen, aber ließen die letzte Konsequenz vermissen. Erst in der Schlussphase machten die Italiener wieder mehr Druck und wollten doch noch den Sieg, waren dann aber auch nicht zwingend genug.

Weil es für mich erst am Donnerstag über Bergamo wieder zurück nach Weeze ging, hatte ich noch den ganzen Mittwoch für das Sightseeing in Mailand eingeplant. Und das bei herrlichem Herbstwetter mit 10°C, Sonnenschein und blauem Himmel. Das Nahverkehrsticket von gestern war ja noch gültig, und so fuhr ich mit der U-Bahn ein bisschen durch Mailand. Zunächst zwei Stationen von meinem Hotel aus bis zum berühmten Mailänder Dom, der ja so was wie das Wahrzeichen der Stadt ist. Und ich muss sagen, dass sich alleine der Besuch der gotischen Kathedrale schon für einen Trip nach Mailand lohnt. Direkt nebenan befindet sich die „Galleria Vittorio Emmanuele II“, die die teuerste Einkaufsmeile Italiens sein soll. In der mit Stuck, Fresken und Marmor dekorierten Einkaufsgalerie finden sich vor allem hochpreisige Geschäfte wie Prada, Armani, Versace, Gucci oder Louis Vitton. Ebenfalls nur ein paar Meter entfernt vom Dom liegt die Scala, eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt. Da ich ja gestern das Stadio San Siro nur im Dunklen gesehen hatte, fuhr ich vom Dom noch einmal mit der fahrerlosen U-Bahn zum Stadion, um noch ein paar Fotos im Hellen zu machen. Von da aus besuchte ich noch die 1450 erbaute Festung "Castello Sforzesco". Direkt dahinter befindet sich der Schlosspark "Parco Sempione", Mailands grüne Lunge. Mailand ist wirklich eine sehr schöne Stadt, die für einen Besuch lohnt. Etwas nerven nur die zahlreichen Straßenhändler, die einen - vor allem an den Touristenattraktionen aber auch den Bahnhöfen - ständig irgendwo ansprechen, und einem irgendwelche Armbänder, Selfiesticks, Handyhüllen usw. verkaufen wollen.