Italien
- Deutschland (0:0) 0:0
Spielort: Stadio San Siro, Milano
Zuschauer: 48.700
ITA: Buffon (46.Donnarumma) - Rugani,
Bonucci, Romagnoli (46.Astori) - Zappacosta, de Rossi, Parolo,
Darmian -
Eder (69.Bernardeschi), Belotti (88.Sansone), Immobile (89.Zaza)
GER:
Leno
- Höwedes, Mustafi, Hummels (46.Tah) - Kimmich,
Rudy, Weigl (70.Götze), Gerhardt - Goretzka (60.Gnabry),
Gündogan - Th.Müller (60.Volland)
Tore:
keine
Schiedsrichter:
Artur Soares Dias (Portugal)
Italien
gegen Deutschland, einer der größten Klassiker der
Länderspielgeschichte, so oft, wie man in den vergangenen
Jahrzehnten bei großen Turnieren in entscheidenden Spielen
aufeinandertraf und sich unvergessliche Duelle lieferte. Spontan denkt
man an den vorherigen Sommer dieses Jahres, als das deutsche Team
erstmals Italien
bei einem großen Turnier schlagen konnte. Und sieht beim
Elfmeterschießen den tänzelnden Zaza, wie er den
Ball in den
Nachthimmel von Bordeaux hämmert. Wie Jonas Hector den
entscheidenden Elfmeter versenkt und einen Jubel der deutschen Spieler
auslöst, als hätte man gerade schon das Turnier
gewonnen.
Dabei war es "nur" das EM-Viertelfinale. Vier Jahre vorher sieht man
Mario Ballotelli in Warschau mit stolzgeschwellter Brust, nachdem er
gerade das deutsche Team mit zwei Toren kurz hintereinander aus dem
Turnier und sein Team ins EM-Finale geschossen hat. Oder 2006 in
Dortmund Fabio Grosso, der in der letzten Minute der
Verlängerung
im WM-Halbfinale das deutsche Sommermärchen auf bittere Weise
beendet und sein Team damit ins WM-Finale schießt.
Für mich
ein ganz besonderes Duell war auch das WM-Finale 1982, das Italien
gegen Deutschland mit 3:1 gewann und von dem ich, im Alter von sechs
Jahren, immerhin eine Halbzeit im TV sehen durfte.
An diesem Abend war aber auch vorher keine Fortsetzung dieser
Klassiker-Geschichte zu erwarten, denn es handelte sich nur um ein
Freundschaftsspiel kurz vor dem Ende des Kalenderjahres, bei dem wie
gewöhnlich viele Stars und Stammspieler verletzungsbedingt
fehlen
oder einfach geschont wurden. Immerhin waren bei Italien mit Gianluigi
Buffon und Daniele de Rossi sogar noch zwei Weltmeister von 2006 in der
Startelf. Bei Deutschland standen mit Benedikt Höwedes, Mats
Hummels,
Shkodran Mustafi
und Thomas Müller dagegen lediglich vier Weltmeister von 2014
in der
Startelf. Der eigentliche Star des Abends und der Grund für
diese
Reise war für mich aber natürlich das Stadio San
Siro, das
Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand. Von einem Besuch des mit einem
Fassungsvermögen von über 80.000 Zuschauern
größten Stadions Italiens, das die
Heimstätte von Inter
Mailand und dem AC Mailand ist, träumte ich im Grunde schon
seit
1990. Damals verfolgte ich zum ersten Mal eine Fußball-WM
richtig
ausführlich am Fernseher, und kann mich vor allem noch an die
deutsche Auftritte im Stadion San Siro erinnern. Gleich fünf
Spiele auf dem Weg zum Titel bestritt das deutsche Team hier. Zum
Beispiel gab es hier den 4:0-Auftakterfolg gegen Jugoslawien mit einem
überragenden Lothar Matthäus, das souveräne
5:1 gegen die
Vereinigten
Arabischen Emirate bei sintflutartigem Regen, oder das
legendäre
2:1 gegen die Niederlande im Achtelfinale mit der Spuckattacke von
Frank Rijkaard gegen Rudi Völler und einem an diesem Abend
alles
überragenden Jürgen Klinsmann. Diese Bilder habe ich
direkt
vor Augen, wenn ich an das Giuseppe-Meazza-Stadion denke. Damals war
noch richtig Feuer drin, in den Duellen mit den Niederlanden.
Wie oft hatte ich mir schon vorgenommen, diesen Fußballtempel
endlich einmal zu besuchen. Und in dieser Woche sollte es endlich
soweit sein.
Aber
vorher wurde es nochmal ganz schön knapp, denn beinahe
hätte
ich meinen Besuch schon wieder auf das nächste Mal verschieben
müssen. Trotz des traditionell verkehrsreichen Monats November
hoffte ich die knapp 100 km bis Weeze mit einem Start um 8 Uhr bis zum
Boarding um 11 mehr als locker schaffen zu können. Dass das
nicht
so einfach werden würde, merkte ich dann, als ich im Radio von
mehr als 400 km Stau in NRW hörte. Alleine 30 km auf der A40.
Aber
auch auf allen anderen Routen waren mehrere Kilometer Stau angesagt.
Als ich dann anderthalb Stunden später um 9:30 Uhr gerade
einmal
bis Bottrop gekommen war und Stoßstange an
Stoßstange
irgendwo in der Innenstadt herumschleichte, gab ich so langsam die
Hoffnung auf, diesen Flug noch rechtzeitig erreichen zu
können,
denn auf dem Navi standen immer noch 70 Restkilometer bis Weeze. Selbst
wenn ich die in den noch verbleibenden anderthalb Stunden bis zum
Boarding meines Fluges schaffen sollte, brauchte ich immer noch viel
Glück, schnell einen geeigneten Parkplatz zu finden und nicht
allzuviel Leute vor mir in der Schlange beim Sicherheits-Check-In zu
haben. Kurzzeitig war ich bereits dabei aufzugeben und einfach
umzudrehen, aber nachdem es auf der A57 dann endlich besser lief,
entschied ich mich, doch einfach wenigstens bis zum Flughafen zu fahren
und es zumindest noch zu versuchen. Am Flughafen in Weeze angekommen
hatte ich dann zuerst Glück, schnell einen Parkplatz zu
finden,
der auch noch relativ nah am Terminal lag. So leer hatte ich den
Parkplatz dort noch nicht gesehen. Also ging es zu Fuß zum
Terminal, immer noch in Erwartung diesen Flug bestimmt zu verpassen.
Beim Sicherheits-Check-In dann die nächste
Überraschung:
Keine Schlange. Also schnell hinein und als ich am Gate eintraf, hatte
gerade vor ein paar Sekunden das Boarding begonnen. Zu meiner
Verwunderung hatte ich es tatsächlich noch rechtzeitig
geschafft.
Allerdings hätte meine Odyssee durch die NRW-Straßen
keine
fünf Minuten länger dauern dürfen. Also
war es quasi eine
Punktlandung beim Abflug.
Der irische Billigflieger brachte mich dann also in ca. 1,5 Stunden von
Weeze, vorbei an den schon schneebedeckten Alpen, nach Bergamo, wo wir
absolut pünktlich um 13:00 Uhr landeten. Von dort aus ging es
per Bus weiter in ca. einer Stunde nach Mailand, dem Ziel des Tages.
Gleich mehrere Busgesellschaften bieten diese Fahrt täglich
mehrmals in der Stunde an, so dass der Preis mit 9 Euro hin und
zurück durchaus annehmbar ist. Die Oberstadt von Bergamo, die
wunderbar auf einem 380 m ü.M. hohen Hügel liegt,
sieht bei der Vorbeifahrt bei schönem, sonnigen Wetter schon
sehr eindrucksvoll aus. In Mailand halten die Busse direkt an einem
Seiteneingang des Hauptbahnhofes. Ebenfalls direkt in der Nähe
des
Mailänder Hauptbahnhofes hatte ich ein Hotelzimmer gebucht, so
dass ich eben zu Fuß dorthin laufen konnte, um einzuchecken
und
endlich den Rucksack loswerden. Da das hoteleigene Restaurant ganz
vielversprechend
aussah, aß ich gleich dort mal eine leckere Pizza zu Mittag.
Als gar nicht so leicht stellte sich das Suchen eines Supermarktes
heraus. Nach 20-minütigem Herumirren und Herumfragen fand ich
endlich einen kleinen "Supermercato".
Nach etwas Ausruhen im Hotelzimmer machte ich mich dann etwa zwei
Stunden vor Anpfiff auf
den Weg Richtung San Siro. Die 24-Stunden-Nahverkehrskarte gibt es in
Mailand für ebenfalls sehr faire 4,50 Euro. Seit November 2015
ist
das Stadio San Siro sogar direkt per U-Bahn-Linie an die Innenstadt
angebunden. Die U-Bahn-Linie "M5" Richtung San Siro ist dazu die erste
vollautomatische, also fahrerlose, Bahn in Mailand. Und auch die erste,
mit der ich gefahren bin, soweit ich mich erinnern kann. Schon ein
komisches Gefühl, sich so ganz ohne Fahrer fortzubewegen, vor
allem, wenn man ganz vorne sitzt, wo normalerweise ja die Fahrerkabine
sein sollte. Wenn man aus der U-Bahn-Station herauskommt, hat man
gleich mal einen wunderbaren Blick auf diesen einfach herrlichen
Fußballtempel. Jetzt galt es erstmal den
Gästeparkplatz zu finden, wo ich beim DFB noch meinen
Voucher gegen eine Eintrittskarte für den deutschen
Gästeblock eintauschen musste. Das stellte
sich im Dunklen als gar nicht so einfach heraus, denn es gab keinerlei
Hinweise, wo das denn sein könnte. Dazu gab es rund um das
Stadion unglaublich viele Getränke- und Esssensbuden, die auch
alle gut frequentiert waren. Nachdem ich das Stadion einmal erfolglos
umrundet hatte, fragte ich mich von Ordner zu Ordner weiter zum Eingang
des Gästeblocks durch. Dort konnte man mir endlich helfen, wo
die Umtauschstelle für die Voucher war.
Eine halbe Stunde vor dem Anpfiff war ich dann endlich drin, im Stadio
San Siro. Während sich das restliche Stadion bis auf den
komplett geschlossenen Oberrang ganz gut füllte, fanden sich
im deutschen Gästeblock gerade einmal 200 Leute ein.
Natürlich kein Wunder, bei einem mehr oder weniger
unbedeutenden Testspiel, wo viele Stars fehlen. Die Stimmung auf der
Heimseite war aber eigentlich ganz ok. Ein absoluter
Gänsehautmoment war erwartungsgemäß die
italienische Nationalhymne, die die Heimfans zu 100% voller
Inbrunst mitbrüllten. Ansonsten war es von italienischer Seite
zwar meistens still, aber wenn es mal Gesänge gab, dann
stimmten
wiederum nahezu 100% ein und es war unglaublich laut. Bei jeder
Ballberührung von Deutschlands Keeper Bernd Leno gab es dazu
ein böses
"Merda" aus fast 50.000 Kehlen. Das Spiel selbst war zwar torlos, aber
ein 0:0 der besseren Art, wie man so schön im
Fußballphrasendeutsch sagt. Wenn so viele Stammspieler
fehlen, gibt das Talenten wie Leno, Weigl, Gerhardt, Goretzka, Tah,
Gnabry oder Volland die Chance sich zu zeigen. Und das machten sie
eigentlich ganz gut. Nach nervösem Beginn bekam das deutsche
Team das Spiel ganz gut in den Griff und erarbeitete sich sogar leichte
Vorteile. Kurz vor und kurz nach der Pause hatten die Gäste
die
besseren Torchancen, aber ließen die letzte Konsequenz
vermissen. Erst in der Schlussphase machten die Italiener wieder mehr
Druck und wollten doch noch den Sieg, waren dann aber auch nicht
zwingend genug.
Weil es für mich erst am Donnerstag über Bergamo
wieder zurück nach Weeze ging, hatte ich noch den ganzen
Mittwoch für das Sightseeing in Mailand eingeplant. Und das
bei
herrlichem Herbstwetter mit 10°C, Sonnenschein und blauem
Himmel. Das
Nahverkehrsticket von gestern war ja noch gültig, und so fuhr
ich mit der U-Bahn ein bisschen durch Mailand. Zunächst zwei
Stationen von meinem Hotel aus bis zum berühmten
Mailänder Dom, der ja so was wie das Wahrzeichen der Stadt
ist. Und ich muss sagen, dass
sich alleine der Besuch der gotischen Kathedrale schon für
einen Trip nach
Mailand lohnt. Direkt nebenan befindet sich die „Galleria
Vittorio Emmanuele II“, die die teuerste Einkaufsmeile
Italiens sein soll. In der mit Stuck, Fresken und Marmor dekorierten
Einkaufsgalerie finden sich vor allem hochpreisige Geschäfte
wie Prada, Armani, Versace, Gucci oder Louis Vitton. Ebenfalls nur ein
paar Meter entfernt vom Dom liegt
die Scala, eines der berühmtesten Opernhäuser der
Welt. Da ich ja
gestern das Stadio San Siro nur im Dunklen gesehen hatte, fuhr ich vom
Dom noch einmal mit der fahrerlosen U-Bahn zum Stadion, um noch ein
paar Fotos im Hellen zu machen. Von da aus besuchte ich noch die 1450
erbaute Festung "Castello Sforzesco". Direkt dahinter befindet sich der
Schlosspark "Parco Sempione", Mailands grüne Lunge. Mailand
ist
wirklich eine sehr schöne Stadt, die für einen Besuch
lohnt.
Etwas nerven nur die zahlreichen Straßenhändler, die
einen -
vor allem an den Touristenattraktionen aber auch den Bahnhöfen
-
ständig irgendwo ansprechen, und einem irgendwelche
Armbänder, Selfiesticks, Handyhüllen usw. verkaufen
wollen.
![Italien vs. Deutschland 2016](1617mailand/02.jpg)
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![Italien vs. Deutschland 2016](1617mailand/06.jpg)
![Italien vs. Deutschland 2016](1617mailand/08.jpg)
![Italien vs. Deutschland 2016](1617mailand/10.jpg)
![Mailänder Dom](1617mailand/12.jpg)
![Denkmal Vittorio Emmanuele II](1617mailand/15.jpg)
![Galleria Vittorio Emmanuele II](1617mailand/17.jpg)
![Blick auf den Mailänder Dom](1617mailand/19.jpg)
![Stadio San Siro](1617mailand/21.jpg)
![Festung Castello Sforzesco](1617mailand/23.jpg)
![Mailänder Dom](1617mailand/25.jpg)
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