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VfL
Bochum 1848
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FC Bayern München
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1. Bundesliga 2021/2022
- Samstag, 12. Februar 2022, 15:30 Uhr
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VfL
Bochum - FC Bayern München (4:1) 4:2
Spielort: Ruhrstadion, Bochum
Zuschauer:
8.500 (ausverkauft)
VfL:
Esser
- Soares, Leitsch, Bella Kotchap, Gamboa (72. Stafylidis) - Losilla,
Rexhbecaj (90. Masovic), Osterhage - Antwi-Adjej (80. Asano), Locadia
(80. Polter), Holtmann (80. Pantovic)
FCB:
Ulreich
- Hernandez, Süle, Upamecano (46. Tolisso), Pavard - Kimmich -
Coman (75. Sabitzer), Sané, Th.Müller (64.
Choupo-Moting),
Gnabry - Lewandowski
Tore:
0:1 Lewandowski (9., Rechtsschuss, Vorarbeit Coman),
1:1 Antwi-Adjej (14., Linksschuss, Vorarbeit Holtmann),
2:1 Locadia (38., Handelfmeter, Rechtsschuss),
3:1 Gamboa (40., Rechtsschuss, Vorarbeit Osterhage),
4:1 Holtmann (44., Rechtsschuss, Vorarbeit Osterhage),
4:2 Lewandowski (75., Rechtsschuss)
Schiedsrichter:
Robert Schröder
(Hannover)
Der
12. Februar 2022 wird ganz sicher in die Vereinsgeschichte des VfL
Bochum eingehen. "Wo warst du am 12. Febuar 2022?, werden die
Fans des VfL Bochum später mal sagen", sagte der
Radio-Reporter
des WDR in seiner Reportage von diesem Spiel. Also, ich war im Stadion,
kann ich dann immer sagen. Als DAS "Jahrhundert-Spiel" des VfL Bochum
galt bislang ebenfalls ein Heimspiel gegen den FC Bayern, aus dem
September 1976. Damals hatte der VfL nach 53 Minuten 4:0 gegen die auch
zu dieser Zeit schon übermächtigen Bayern
geführt, um
dann nach 76 Minuten mit 4:5 hinten zu liegen, noch den Ausgleich zum
5:5 zu machen und am Ende durch ein Tor von Uli Hoeneß in der
89.
Minute noch mit 5:6 zu verlieren. Parallelen gab es an diesem
Nachmittag einige. Nach 45 Minuten führte der VfL diesmal mit
4:1
gegen die Bayern, und alle - mich eingeschlossen - erwarteten die
große Aufholjagd der Gäste in Hälfte zwei.
Aber - da
hören die Parallelen auch schon wieder auf - am 12. Februar
2022
gab es keine große Wende in den zweiten 45 Minuten, sondern
der
VfL verteidigte den Vorsprung - mindestens genauso
überraschend -
souverän bis zum Schlusspfiff.
Aber der Reihe nach: Zunächst begann ab Januar das
große
Zittern, denn ich hatte zwar seit November eine Ticket-Zusage des VfL
für zwei Sponsoren-Plätze auf der
Südtribüne, aber
zuerst waren ja beim ersten Heimspiel des neuen Jahres wegen
der
neuen Corona-Welle wiederum überhaupt keine Zuschauer mehr
zugelassen und dann bei den nächsten beiden Heimspielen
durften
auch nur höchstens 750 dabei sein. Lange musste ich also um
die
eigentlich schon sicheren Karten für das Bayern-Heimspiel
bangen.
Etwa zwei Wochen vor dem Spiel gab es dann endlich die Entwarnung, als
bekanntgegeben wurde, dass die Maßnahmen wieder etwas
gelockert
wurden und immerhin 8.500 Zuschauer für dieses Duell
zugelassen
waren und damit die Sponsoren-Tickets ihre Gültigkeit
behielten.
Als Begleiter hatte ich mein 9-jähriges Patenkind Leo
ausgewählt, der schon ein paar Mal bei Heimspielen des VfL
dabei
gewesen war und sich als besonderer Glücksbringer erweisen
sollte
- nicht nur an diesem Nachmittag.
Alleine der Beginn dieses Spiels war schon so kurios und besonders, das
man ihn länger in Erinnerung behalten würde. Denn
plötzlich - ca. 10 Minuten vor Anpfiff - wurde nicht nur den
Stadionsprechern und der Stadionmusik der Saft abgedreht. Nein, auch
die beiden Videowände waren von einer Sekunde auf die andere
auf
einmal schwarz. Es stellte sich heraus, dass der gesamte Bochumer
Stadtteil Grumme - in dem auch das Ruhrstadion liegt - einen
Stromausfall zu beklagen hatte. Das bedeutete auch kein "Mein VfL",
kein "Bochum" von Grönemeyer vor dem Anpfiff und auch keine
Aufstellungen und keine Einlaufmusik (aber auch keine nervige Werbung).
Also mussten die Fans dieses Mal selbst "Mein VfL" und "Bochum" singen
und die ca. 8.100 Bochumer unter den Zuschauern im Stadion bewiesen
Textsicherheit und Lautstärke in dieser besonderen Situation.
Der VfL Bochum ging es in dieses Spiel gegen den FC Bayern
natürlich wie gewohnt als krasser Außenseiter. Im
Hinspiel
in München hatte es eine herbe 0:7-Packung gegeben,
was die
höchste Bundesliga-Niederlage aller Zeiten für den
VfL
bedeutet hatte. Dementsprechend war meine Erwartungshaltung so, dass
ich alles unter 0:7 gerne genommen hätte, trotz der
Riesen-Saison,
die der VfL als Aufsteiger bis dahin gespielt hatte. Leo hatte ich
darauf vorbereitet, dass Bayern dieses Spiel wahrscheinlich mit 4:0
oder 5:0 gewinnen wird, aber man wenigstens mal die Chance hat, die
großen Stars der Bayern hautnah zu erleben. So verfolgten wir
das
Aufwärmen der Bayern-Stars aus höchstens zehn Metern
Entfernung. Niklas Süle wurde aus dem Publikum auf seinen
Wechsel
zum schwarz-gelben Nachbarn angesprochen ("Süle, du Zecke!"),
was
für große Erheiterung bei den anderen Bayern-Spielen
sorgte.
Insbesondere Thomas Müller amüsierte sich noch
längere
Zeit darüber. Das Spiel selbst begann dann wie erwartet.
Bereits
in der neunten Spielminute brachte Robert Lewandowski den
großen
Favoriten in Führung. 0:1. Also schien alles seinen normalen
Gang
zu nehmen.
Was aber anschließend passierte, kann ich immer noch richtig
in Worte fassen. Nur fünf Minuten nach der
Bayern-Führung stand es plötzlich 1:1. Gerrit
Holtmann war - wie eigentlich immer an diesem Nachmittag - zu schnell
für Bayerns Upamecano und bediente in der Mitte den
völlig freistehenden Christoper Antwi-Adjej, der sein erstes
Bundesliga-Tor für den VfL erzielte. Ein wirklich perfekter
Zeitpunkt für sein erstes Tor! Meine Gedanken gingen eher in
die Richtung: "Super, jetzt hat Leo auch gesehen, dass man gegen die
großen Bayern mal ein Tor machen kann - auch, wenn es am Ende
wahrscheinlich 1:4 oder 1:5 ausgeht." Aber dafür hatte sich
der Besuch heute ja schon gelohnt. Ich wusste zu dem Zeitpunkt ja noch
nicht, was da noch kommen sollte. Gewöhnungsbedürftig
war auf jeden Fall ein Torjubel ohne Tormusik.
Kurz danach war der Strom im Ruhrstadion wieder da, und nicht nur die
Stadionanlage stand jetzt unter Strom. Der VfL sollte sich in den
Folgeminuten in eine Art Rausch spielen. Die Gäste aus
München wirkten an diesem Nachmittag aber auch ungewohnt
fahrig in ihren Aktionen. Und der VfL, ja, der VfL setzte immer wieder
Nadelstiche in Form von scharfen Pässen in die Tiefe auf die
schnellen Außenbahnspieler Holtmann und Antwi-Adjej. Nach
einem Handspiel von Upamecano gab es in der 38. Minute dann
tatsächlich Handelfmeter für den VfL Bochum. Das
wäre es natürlich. Mit einer Führung in die
Halbzeitpause gehen. Dann könnte Leo nachher zu Hause
erzählen, dass der VfL nach 45 Minuten sogar geführt
hatte, trotz der noch heftigen Niederlage am Ende. Jürgen
Locadia verwandelte den Elfer souverän. 2:1 für den
VfL! Gegen Bayern! Wahnsinn! Daran würde man noch ewig denken,
dass der VfL ein Spiel gegen die Bayern mal kurzzeitig gedreht hatte.
Zwei Minuten später stand es dann sogar 3:1. Jetzt war ich
völlig fertig. Cristian Gamboa tunnelte erst Coman und traf
dann sehenswert ins linke lange Eck. Zeit zum Durchatmen hatte man aber
nicht. Weitere vier Minuten später erhöhte Holtmann
auf 4:1. Nachdem er Upamecano getunnelt hatte, traf er ebenso
sehenswert und unhaltbar ins andere Eck. Um mich herum rastete alles
aus, aber ich konnte irgendwie gar nicht jubeln. Ich konnte das gar
nicht glauben, was da gerade passiert war und wartete darauf, dass ich
gleich schweißgebadet aufwache. Häh? Das kann doch
nicht sein, dass der VfL jetzt 4:1 gegen die
übermächtigen Bayern führt? Zum ersten Mal
seit November 1975 mussten die Bayern in der Halbzeitpause mindestens
vier Gegentreffer verarbeiten. Und das war vorher auch erst vier Mal
überhaupt passiert.
Trotzdem war ich immer noch ängstlich, was die zweite Halbzeit
betraf. Sollte es wirklich die Wiederholung des Jahrhundertspiels von
1976 geben und Bayern dieses Spiel noch drehen? Das hielt ich
für absolut möglich, denn ich kenne ja meinen VfL.
Aber an diesem Nachmittag sollte nichts mehr anbrennen. Der VfL stand
weiterhin sicher in der Defensive, verteidigte alles weg und den Bayern
war weiterhin anzumerken, dass gleich mehrere Spieler nicht ihren
besten Tag erwischt hatten. In der 75. Minute traf dann wiederum
Lewandowski. Nur noch 4:2. Schaffen die Bayern vielleicht doch ein
Unentschieden? Der Druck der Gäste nahm von Minute zu Minute
zu, und Entlastung gab es so gut wie keine mehr. Aber den Bayern fehlte
an diesem Tag einfach die Präzision und so schaukelte der VfL
den Vorsprung letztendlich doch sehr souverän über
die Zeit. Es war der erste Sieg gegen Bayern seit 18 Jahren. Vor fast
exakt 18 Jahren, am 14. Februar 2004, hatte der VfL zu Hause im
Ruhrstadion durch ein Tor von Peter Madsen in der achten Minute mit 1:0
gewonnen.




Alle
Duelle Bochum
vs. FC Bayern:
67/68 (Pokal) VfL - FCB
2:1 (VfL-Tore: Balte, Jansen)
71/72
(1.BL) VfL - FCB 0:2 (-)
72/73
(1.BL) VfL - FCB 0:2 (-)
73/74
(1.BL) VfL - FCB 0:1 (-)
74/75
(1.BL) VfL - FCB 3:0
(Balte(2), Kaczor)
75/76
(1.BL) VfL - FCB 3:1
(Fromm, Tenhagen, Trimhold)
76/77
(1.BL) VfL - FCB 5:6 (Ellbracht(2), Kaczor(2), Pochstein)
77/78
(1.BL) VfL - FCB 2:1
(Bast(2))
78/79
(1.BL) VfL - FCB 0:1 (-)
79/80
(1.BL) VfL - FCB 0:1 (-)
80/81
(1.BL) VfL - FCB 1:3 (Abel)
81/82
(Pokal) VfL - FCB 1:2 (Patzke)
81/82
(1.BL) VfL - FCB 3:1
(Patzke(3))
82/83
(1.BL) VfL - FCB 0:0 (-)
83/84
(1.BL) VfL - FCB 3:1
(Schulz(2), Oswald)
84/85
(1.BL) VfL - FCB 1:1 (Benatelli)
85/86
(1.BL) VfL - FCB 3:0
(Kuntz(3))
85/86
(Pokal) VfL - FCB 1:1 (Leifeld)
86/87
(1.BL) VfL - FCB 1:2 (Leifeld)
87/88
(1.BL) VfL - FCB 0:2 (-)
88/89
(1.BL) VfL - FCB 0:0 (-)
89/90
(1.BL) VfL - FCB 0:0 (-)
90/91
(1.BL) VfL - FCB 1:2 (Heinemann)
91/92
(1.BL) VfL - FCB 0:5 (-)
92/93
(1.BL) VfL - FCB 2:2 (Wegmann(2))
94/95
(1.BL) VfL - FCB 1:2 (Herrmann)
96/97
(1.BL) VfL - FCB 1:1 (Kracht)
97/98
(1.BL) VfL - FCB 2:3 (Gülünoglu, Juran)
99/99
(1.BL) VfL - FCB 2:2 (N.Hofmann, Kuntz)
00/01
(1.BL) VfL - FCB 0:3 (-)
02/03
(1.BL) VfL - FCB 1:4 (Christiansen)
03/04
(1.BL) VfL - FCB 1:0
(Madsen)
04/05
(1.BL) VfL - FCB 1:3 (Lokvenc)
06/07
(1.BL) VfL - FCB 1:2 (Fabio Junior)
07/08
(1.BL) VfL - FCB 1:2 (Grote)
08/09
(1.BL) VfL - FCB 0:3 (-)
09/10
(1.BL) VfL - FCB 1:5 (C.Fuchs)
11/12
(Pokal) VfL - FCB 1:2 (Federico)
15/16
(Pokal) VfL - FCB 0:3 (-)
19/20
(Pokal) VfL - FCB 1:2 (Eigentor)
21/22
(1.BL) VfL - FCB 4:2
(Antwi-Adjej, Locadia, Gamboa, Holtmann)
41 Spiele - 9 - 8 - 24 - 50:77 Tore
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