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  SG Sengwarden-Fedderwarden  
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                SV Astederfeld                
 
SG Sengwarden-Fedderwarden Offiziell
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SV Astederfeld bei fussball.de
2. Kreisklasse Jade-Weser-Hunte 2022/2023 - Sonntag, 20. November 2022, 12:30 Uhr
SG Sengwarden-Fedderwarden - SV Astederfeld (2:0) 2:1

Spielort: Speedway-Stadion Motodrom
, Halbemond
Zuschauer: 874
Tore:
1:0 Müller (8.),
2:0 Zaage (17.),
2:1 Conrads (54.)
Schiedsrichter: Leon Jöstingmeier

An diesem kühlen Sonntagmorgen ging es in etwas mehr als drei Stunden nach Ostfriesland, genauergesagt in die Gemeinde Halbemond, einen 972-Einwohner-Ort im Kreis Aurich, etwas nördlich von Emden. Dort steht mit dem "Speedway-Stadion Motodrom Halbemond" Ostfrieslands mit großem Abstand größtes Stadion. Wie der Name schon verrät, handelt es sich nicht um ein reines Fußballstadion, sondern im Gegenteil um den größten Speedway-Ground Europas, in dem gelegentlich auch Fußball gespielt wird. Für die Speedway-Weltmeisterschaften 1983 wurde das Stadion auf 50.000 Plätze erweitert. Damals sollen dann auch bis zu 35.000 Zuschauer den ersten und bislang einzigen Weltmeistertitel eines Deutschen, nämlich den von Egon Müller, im Speedway gesehen haben. In meinen Kindheitserinnerungen war Speedway zu diesen Zeiten eine ziemlich große Nummer in Deutschland, mit Live-Übertragungen im TV und tausenden Zuschauern in den Stadien. Der große Speedway-Boom in Deutschland ist natürlich längst vorbei, aber der Ground ist heutzutage immer noch für 34.000 Zuschauende (30.000 Steh- und 4.000 Sitzplätze) zugelassen. Schön, dass der Ground trotzdem immer noch vom heimischen "Motorsportclub Norden" in Stand gehalten sowie gehegt und gepflegt wird.

Einen Heim-Fußballklub hatte der Ground jedoch nie. Zuletzt trugen die FFF Berumerfehn aus dem benachbarten Großheide in den 1990er Jahren dort einige Heimspiele aus. Damals trug der Ground den schönen Namen "Ostfrieslandstadion". Der SG Sengwarden-Fedderwarden, also der Spielgemeinschaft aus den beiden Klubs "TuR Eintracht Sengwarden" und "TuS Fedderwarden", ist es verdanken, dass der Fußball wieder Einzug in diese wunderschöne alte Schüssel, die auch irgendwo in Osteuropa stehen könnte, erhalten hat. Zugegebenermaßen hatte ich diesen Vereinsnamen vorher noch nie gehört. Normalerweise verzichte ich auch gerne auf große Groundhopper-Events oder Hopperaufläufe jeder Art, aber dieses Mal machte ich auf Grund der Schönheit dieses Grounds mal eine Ausnahme. Dazu kam natürlich noch, dass es sich nicht um ein Freundschaftsspiel oder ein Testspiel handelte, sondern um ein normales Punktspiel der zehntklassigen 2. Kreisklasse Jade-Weser-Hunte. Außerdem handelte es sich um eine Veranstaltung, die als Protest gegen und Alternativprogramm für die anstehende Fußball-WM in Katar dienen sollte und deren Einnahmen für einen wohltätigen Zweck gespendet wurden.

Im tiefsten Ostfriesland standen sich an diesem Mittag also zwei Klubs aus dem Großraum Wilhelmshaven gegenüber, die beide jeweils eine Anfahrt von mehr als einer Stunde hatten.
Weil es keine Umkleidekabinen gab, zogen sich beide Teams vor und nach dem Spiel einfach in ihren Mannschaftsbussen um. Für die SG Sengwarden-Fedderwarden, die direkt aus Wilhelmshaven kommt, war es allerdings nicht das erste Event dieser Art. Angefangen hatte alles im September 2020, als die SG und der befreundete PSV Braunschweig ein erstes Freundschaftsspiel im Motodrom Halbemond verabredet hatten. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg, weshalb man im Sommer 2021 ein weiteres Groundhopping-Event zusammen mit den Braunschweigern organisierte. Dieses Mal war das Ziel der Ground auf der einzigen deutschen Hochsee-Insel Helgoland. Im Sommer 2022 hatte es dann Teil 3 für die Hopper-Events der SG Sengwarden-Fedderwarden gegeben, als man in zwei selten bespielten Grounds in Göttingen zwei Testspiele an einem Tag gegen "RSV Geismar - Göttingen 05 II" (533 Zuschauende) und gegen "1. SC Göttingen 05 III" (546 Zuschauende) absolvierte. Auf Grund der hohen Nachfrage organisierte der Klub für diesen Herbst dann also noch ein weiteres Spiel im Motodrom Halbemond. Auf besonderen Wunsch also dieses Mal ein offizielles Meisterschaftsspiel gegen den SV Astederfeld, der aus der friesischen Gemeinde Zetel, südlich von Wilhelmshaven, kommt.

Die SG Sengwarden-Fedderwarden siegte am Ende also durch zwei frühe Tore 2:1, bei bedecktem Wetter und Temperaturen um +4°C. Kurz nach der Pause konnten die Gäste zwar per Foulelfmeter verkürzen, aber wurden nicht mehr wirklich gefährlich. Die gefühlten Temperaturen lagen an diesem Mittag allerdings sicherlich unter 0°C. Glücklicherweise blieb es an diesem Tag aber wenigstens trocken. Sonst hätten die Bauern in der Umgebung wahrscheinlich nach dem Spiel noch viel Arbeit gehabt, weil als Parkplatz für die vielen Pkw mit Kennzeichen aus ganz Deutschland nur eine Wiese gegenüber des Eingangs diente, die sich bei Niederschlag sicherlich in eine schöne Schlammlandschaft verwandelt hätte, wo man viele Autos wieder hätte herausziehen müssen.

Diese gigantische Schüssel ist natürlich ein Gedicht für jeden Liebhaber von alten, ranzigen Grounds. Rund herum um den Rasenplatz und die Speedway-Strecke gibt es meterhohe, teilweise marode aber insgesamt doch gut erhaltene unüberdachte Stehplätzränge mit Wellenbrechern, die einen in die Bundesliga der 1980er Jahre zurückversetzen, und unter dem Sprecherturm auch Sitzbänke und orange Sitzschalen. Eine Sache war auf jeden Fall ganz anders als sonst bei einem Stadiobesuch. Während man ja sonst eher darauf achtet, als fotografierender Hopper nicht zu sehr aufzufallen, war es an diesem Tag eher so, dass man aufgefallen wäre, wenn man keine Fotos gemacht hätte. Hunderte Fußballfans liefen die komplette Zeit überall um einen herum, um den Ground aus jedem Winkel zu fotografieren. Lustig war auch anzusehen, wie sich das Stadion mit dem Schlusspfiff schlagartig leerte, weil hunderte Hopper noch einen weiteren Ground ansteuern wollten. Statt eines weiteren Grounds konnte man aber auf der Rückfahrt auch einfach noch den schiefsten Kirchturm der Welt in Suurhusen besuchen.