KVK
Tienen - OH Leuven U23 (1:1) 4:1
Spielort: Bergéstadion, Tienen
Zuschauer:
400
KVK: Bouzian - Meeus,
Bergiers, Arrivas (76. Bentayeb), Vanwesemael - Bogaerts,
Bracké, Claes (87. Marchal), P.Jochmans (87. Singh) - Yagan,
Naudts (76. Chantrain)
OHL: O.Jochmans -
Ramos, Breugelmans, Mindombe (81. Vanhaeren), George - Shkurti, Acquah
(81. Asante), Smet, Vancamp (71. Muzambo) - Juste (64. Tahara),
Zimmerman
Tore:
1:0 Naudts (30.),
1:1 Smet (38.),
2:1 Vanwesemael (46.),
3:1 Yagan (71.),
4:1 Vanwesemael (88.)
Schiedsrichter:
Pieter Vandevenne
An diesem frostigen
Sonntag ging es gemeinsam mit Björn
endlich mal wieder nach
Belgien, genauergesagt in etwas mehr als zwei Stunden über
Roermond, Maastricht und Maasmechelen in die bei Minusgeraden
tiefgefrorene 35.000-Einwohner-Stadt Tienen (franz.: Tirlemont), die in
der Provinz Flämisch-Brabant liegt. Wegen der hohen
Minustemperaturen in der vorangegangenen Nacht hatte mein Navi im Auto
vorübergehend
seinen Geist aufgegeben und zeigte auf der Hinfahrt statt der
niederländischen
und belgischen Autobahnen, die wir gerade befuhren, seltsamerweise
Straßen in Marl, Haltern und
Castrop-Rauxel an. Dank Google
Maps fanden wir das Ziel des Tages aber trotzdem gewohnt
souverän. Björn lotste uns vor dem
Stadionbesuch noch zum obligatorischen Frituurbesuch, der natürlich nicht fehlen
durfte.
Der "Koninklijke Voetbalklub Tienen" (zu deutsch: Königlicher
Fußballklub Tienen) war 1921 als "Racing Klub Tirlemont"
gegründet worden und hat seinen heutigen Namen erst seit der
letzten Fusion im Jahre 1981, und das, obwohl man ja eigentlich im
niederländischsprachigen Teil des Königreiches liegt.
Der Traditionsklub gehörte in seiner Geschichte immerhin
insgesamt 34 Jahre lang der zweithöchsten belgischen
Spielklasse an, und kickte in der Saison 1937/38 sogar ein Jahr
lang erstklassig. Auf dem Schirm hatte ich den Klub schon seit
mindestens
elf Jahren, als man damals auch in der zweiten Liga gespielt hatte und
nur ein Orkan meinen Besuch an einem Sonntag in diesem Jahr
verhindert hatte. Von 2006 bis 2012 hatte man zuletzt sechs Jahre lang
in der zweiten Liga gespielt, bevor es sportlich rapide
abwärts ging, bis in die Fünftklassigkeit, und der
Klub irgendwie von der Bildfläche und damit wieder aus meinem
Radar
verschwand. In der abgebrochenen "Corona-Saison" 2019/20 wurde man zum
Meister in seiner Staffel erklärt und schaffte so immerhin mal
wieder die Rückkehr in die Drittklassigkeit.
Der Ground des KVK Tienen, das Bergéstadion, mit 7.100
Plätzen, gehört dabei sicherlich zu den
unterschätzten Groundperlen in unserem Nachbarland. Hier
erwartet einen ein typisch britisch wirkender
Oldschool-Ground, ein reines Fußballstadion, mitten in einem
Wohngebiet gelegen, mit Ausbau und überdachten
Tribünen auf drei Seiten. Auf einer Längsseite findet
man die Haupttribüne mit blauen Sitzschalen, von der aus man
das Spiel auch im gemütlichen Vereinsheim dahinter im Warmen
verfolgen kann. Gegenüber und hinter einem Tor gibt es
überdachte, kleine Stehplatztribünen. Nur hinter dem
anderen Tor fehlt Ausbau, wenn man mal von dem kleinen typisch
belgischen kneipenähnlichen Vereinsheim absieht, wo man sich
das Spiel ebenfalls im Warmen hinter Scheiben anschauen kann. Dazu gibt
es noch vier ebenso oldschoolartige Flutlichtmasten, die man an diesem
Tag aber leider nicht benötigte.
An diesem Nachmittag stand für den KVK Tienen ein echtes Derby
auf dem Programm. Man empfing die zweite Mannschaft, die U23, des
Erstligisten OH Leuven. Nicht nur auf Grund der Tatsache, dass die
beiden Grounds gerade einmal 24 km voneinander entfernt liegen, gab es
in diesem Duell den Derbycharakter, sondern auch, weil die U23 von OHL
ebenfalls das Bergéstadion als Heimground für die
Heimspiele in der belgischen dritten Liga nutzt. Aus Leuven waren an
diesem Nachmittag auch etwa 20 bis 30 Supportwillige mit nach Tienen
gereist. Der Support der Gästefans war zu Beginn des Spiels
ganz ok, ließ aber mit fortschreitender Spieldauer immer mehr
nach. Wahrscheinlich auch, weil die Motivation auf Grund des
Spielstands immer mehr nachließ. Auch auf der Heimseite gab
es eine kleine aktive Fangruppe, die während des Spiels auch
gelegentlich supportete und auch immer mal mit etwas Pyrotechnik
aufwartete. Alles in allem gesehen nicht viel, aber auf jeden Fall viel
mehr, als wir vorher erwartet hatten.
Am 18. Spieltag der Saison 22/23 empfing KVK Tienen an diesem
Nachmittag also die zweite Mannschaft von OH Leuven, die erst seit
dieser Saison zur ersten Amateurklasse, wie Spielklasse in Belgien
heißt, gehört. Wie in der zweiten Liga auch, wurde
die Liga in diesem Sommer einfach mit mehreren Zweitvertretungen der
Erstligisten, in
diesem Fall neben Leuven noch Royal Antwerpen, Gent und Charleroi,
aufgefüllt. Die Gastgeber, die in der Vorsaison Elfter
geworden waren, lagen auch in dieser Saison im Tabellenmittelfeld,
ebenso wie die Gäste aus Leuven, so dass wir eigentlich ein
enges, möglicherweise torarmes Spiel erwartet hatten. Die
Gastgeber aus Tienen waren aber über weite Strecken dieser
Partie das aktivere und klar bessere Team, so dass auch der hohe Sieg
am Ende voll in Ordnung ging. Nur in der Phase kurz vor der Pause, als
den Gästen der überraschende Ausgleich gelungen war,
hätte das Spiel vielleicht zu Gunsten der Gäste
kippen können. Nach dem schnellen, erneuten
Führungstor für Tienen kurz nach Wiederanpfiff nahm
das Spiel wieder den gewohnten Verlauf, mit klar überlegenen
Gastgebern, dessen Erfolg eigentlich nie in Gefahr war.
Alternativbericht von Björn bei wdbar.de
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