Mjällby
AIF - Malmö FF (1:0) 2:1
Spielort: Strandvallen, Sölvesborg
Zuschauer:
5.919 (ausverkauft)
MAIF:
Törnqvist - Wikström, Rösler, Pettersson -
Ståhl,
Røikjær, Gustavsson, Stroud - Gustafson (80.
Brorsson),
Bergström, Manneh (64. Jagne)
MFF:
Dahlin -
Busanello, Moisander (76. Rieks), Jansson, Stryger Larsen - Nanasi,
Berg Johnsen (76. Rosengren), Christiansen (62. Ali), Berg (90.+5
Olsson) - Kiese Thelin, Botheim (62. Bolin)
Tore:
1:0 Stroud (33.),
2:0 Bergström (46.),
2:1 Pettersson (79., Eigentor)
Schiedsrichter:
Oscar Johnson
Unbedingt sollte es für mich in diesem Jahr auch
wieder
nach Schweden gehen, und am liebsten in der Bundesliga-Sommerpause und
am liebsten auch wieder mit einem Spiel von Malmö FF. Immer
wieder
sprang mir beim Durchschauen der Spielpläne dieses Spiel
zwischen
Mjällby gegen Malmö ins Auge, das man auch noch sehr
schön mit einem Heimspiel von Kalmar FF einen Tag danach
kombinieren konnte. Diese Kombi mit Mjällby und Kalmar hatte
ich
gefühlt in den vergangenen Jahren sicher schon 20- bis 30-mal
auf
dem Schirm, aber immer wieder doch verworfen. Auch dieses Mal gab es
wieder Komplikationen, denn es schien gar nicht so einfach, an Tickets
für Mjällby gegen Malmö zu kommen.
Eigentlich sind
für Malmö ja eher Helsingborg oder Landskrona die
großen Lokalrivalen, aber da diese beiden Vereine aktuell nur
in der
zweiten Liga kickten, war dieses Duell für Malmö und
Mjällby wegen der geringen Entfernung das Spiel mit dem
meisten
Derbycharakter in dieser Saison. So gab es zunächst auch
keinen
freien Verkauf, weil man auf Heimseite natürlich ein
Auswärtsspiel im eigenen Stadion vermeiden wollte. Zu meinem
Glück gingen aber - ein paar Wochen vor dem Spiel - doch noch
ein
paar Resttickets in den freien Verkauf und ich konnte mir
tatsächlich irgendwie das letzte Ticket für die
Haupttribüne sichern.
Als nächstes stand natürlich die Frage der Anreise
auf dem
Programm. Eigentlich hatte ich mich entschieden, über
Flensburg
und dann über die beiden Brücken
(Storebeltbrücke und
Öresundbrücke) nach Schweden zu fahren, da mir das
als die
scheinbar günstigste Variante erschien. Kurz vor
diesem
Ausflug fand ich aber noch ein Last-Minute-Sonderangebot der Reederei
Finnlines, also mit der Fähre von Travemünde nach
Malmö
und zurück. Der Preis war zwar nur wenig günstiger im
Vergleich zu den
Mautgebühren für die beiden Brücken hin und
zurück,
aber da die Fährfahrt auch eine Ersparnis von ca. 1.000 km
Fahrerei brachte
und dazu natürlich auch die wesentlich entspanntere Variante
der
Anreise war, war die Entscheidung schnell getroffen. Also ging es an
dem Donnerstagnachmittag vor diesem Spiel für mich endlich
los. Direkt nach
Feierabend war ich auch schon auf der Autobahn und erreichte gegen 20
Uhr
nach vierstündiger unspektakulärer Fahrt die
Hansestadt
Lübeck, wo ich - wie schon im Mai
- wieder im Ibis Budget nächtigte. Am Freitagmorgen fuhr ich
dann
noch die restlichen 20 Minuten bis zum Fährhafen
Travemünde
und startete anschließend pünktlich um 10 Uhr mit
Finnlines
Richtung Malmö. Die drittgrößte Stadt
Schwedens
erreichte ich ebenso pünktlich abends um 19 Uhr. Dieses Mal
hatte
ich mich wieder direkt in der Innenstadt einquartiert und so nutzte ich
den schönen Abend noch für einen langen Spaziergang
durch die
Innenstadt von Malmö.
Am Samstagmorgen fuhr ich schließlich die 1,5 Stunden von
Malmö nach Sölvesborg, also in die Heimat von
Mjällby
AIF. Etwas Sorgen machte mir vorher nur die Wettervorhersage, die
für das gesamte Südschweden schwere Gewitter mit
Starkregen
und Dauerregen mit 40 Litern pro qm prophezeite. Ich
befürchtete
vielleicht sogar eine Absage des Spiels, aber letztendlich stellte sich
alles als relativ harmlos heraus. Dauerregen und Dauergrau waren zwar
meine ständigen Begleiter an diesem Tag, aber das war ja nicht
wirklich schlimm. An der Autobahnausfahrt "Sölvesborg" gab es
jedenfalls schon die erste Grußbotschaft für die
anreisenden
Gästefans aus Malmö, denen klargemacht werden sollte,
dass
sie hier nicht willkommen sind.
Mjällby selbst ist nur ein kleines Dorf mit ein paar
Bauernhöfen und etwas mehr als 1.300 Einwohnern, aber spielt
mittlerweile seine insgesamt dreizehnte Saison in der erstklassigen
Allsvenskan (1980, 1983, 1985, 2010-2014 und seit 2020). Von
Malmö und
den anderen Fans in Schweden wird man nicht überraschend
spöttisch als "bönder", also als Bauern, bezeichnet.
Die
Stadt Sölvesborg, zu der Mjällby also
gehört, hat
immerhin fast 18.000 Einwohner. Der Hauptort der Gemeinde war auch mein
erstes Ziel an diesem Tag. Trotz der schicken längsten
Fußgängerbrücke Europas, einem netten
kleinen Hafen,
schönen Wanderwegen und einer netten Schlossruine konnte mich
Sölvesborg aber nicht so richtig überzeugen.
Allerdings
wäre mein Eindruck bei besserem Wetter wahrscheinlich deutlich
positiver gewesen, muss ich zugeben. In der Folge schaute ich mir noch
ein paar kleine Häfen und Orte in der Umgebung an, bevor ich
zwei
Stunden vor Anpfiff Hällevik erreichte.
Im Ortsteil Hällevik liegt der Ground, in dem Mjällby
AIF
seine Heimspiele austrägt. Für 20 Kronen kann man
dort auf
dem großen Parkplatz sein Gefährt abstellen. Der
"Strandvallen" in Sölvesborg liegt zum einen, wie der Name ja
schon verrät, direkt an einem schönen Sandstrand (nur
100 m von der Ostsee entfernt) und zum
anderen direkt an einem großen Campingplatz. Am Strand war an
diesem verregneten Tag nicht viel los, wahrscheinlich auch, weil ja
sämtliche Parkplätze an diesem Tag von
Fußballfans
belegt waren. Dort tummelten sich lediglich ein paar
Malmö-Fans,
die spontan ein Bad in der Ostsee nahmen und offensichtlich
sämtliche Bänke mit himmelblauen Aufklebern versehen
hatten.
Da ich ja noch viel Zeit hatte, schaute ich mir auch den Campingplatz
direkt nebenan an, der komplett ausgebucht war. Auch hier waren viele
Malmö-Fans zu finden, die sich offenbar dort einquartiert
hatten.
Überall waren die Campingwagen mit himmelblauen Schals und
Fahnen
dekoriert. Dazu wurde gegrillt und Bier getrunken. Irgendwie eine sehr
nette Stimmung, trotz des Schietwetters.
Eine Stunde vor Anpfiff enterte ich dann endlich den Ground, der sehr
passend zum Dorfklubimage liebevoll zusammengeklöppelt wirkt.
Neben einer Haupttribüne mit Sitzplätzen gibt es
gegenüber eine genauso lange Gerade mit Stehplätzen.
Für die Gästefans gibt es hinter dem einen Tor eine
kleine Sitzplatz- und eine kleine Stehplatztribüne. Dazu gibt
es hinter dem anderen Tor noch eine große, im Vergleich zum
Rest fast überdimensiert wirkende Sitzplatztribüne,
die Familientribüne genannt wird. Trotz der Tatsache, dass es
keinen richtigen freien Verkauf gegeben hatte, waren überall
im Stadion die blauen Farben von Malmö präsent. Neben
dem natürlich ausverkauften Gästeblock waren auch
fast die Hälfte der Haupttribüne und der
Familientribüne himmelblau. Sogar auf der Gegengerade, wo die
aktive Fanszene von Mjällby steht, waren einige blaugekleidete
Anhänger der Gäste zu sehen. Mein zufällig
ausgewählter Platz auf der Haupttribüne
stellte sich schnell als Jackpot heraus. Das war ganz sicher
einer der besten Plätze, den ich je bei einem
Fußballspiel hatte. Ich saß direkt hinter der
Ersatz-/Trainerbank von Mjällby, hatte aber trotzdem eine
hervorragende Sicht auf das Spielfeld. Dazu konnte ich hautnah alles
direkt mitverfolgen, z.B. wie sich zwei der Co-Trainer auf ihrem Tablet
verschiedene Szenen nochmal anschauten oder wie ein weiterer Co-Trainer
auf seinem Zettel die taktische Ausrichtung von Malmö
mitzeichnete. War schon sehr interessant, das mal aus dieser
Perspektive zu verfolgen. Mjällby zeigte
sich als sehr sympathischer Klub, wären da nicht die
überaus hässlichen Vereinsfarben.
In Fankreisen hat Mjällby AIF zwar nur den Ruf eines
Dorfklubs, aber seit dem letzten Aufstieg 2020 hat man sich in der
Allsvenskan richtig festgespielt und hat mit dem Abstiegskampf nichts
mehr zu tun. 2023 stand man sogar zum allerersten Mal im schwedischen
Pokalfinale, unterlag dort aber BK Häcken deutlich mit 1:4.
Besonders gerne ärgert man seit dem Aufstieg
Rekordmeister Malmö FF, die trotz Meistertitel fast
jedes Spiel gegen Mjällby verlieren. Auch in diesem Jahr kam
Malmö als Spitzenreiter der Allsvenskan, dominierte die
Anfangsviertelstunde, aber verlor dieses Duell am Ende
verdientermaßen. Nach etwas mehr als einer halben Stunde
waren die Gastgeber in Führung gegangen und erhöhten
Sekunden nach Wiederanpfiff auf 2:0. Trotz bester Chancen kam
Malmö nur noch zum Anschlusstor.
Stimmungsmäßig war dieses Spiel auch absolut ok.
Nicht nur die Gästefans konnten überzeugen, auch die
Heimfans zeigten sich als hochmotiviert und feierten natürlich
auch den Spielverlauf. Dazu gab es über die kompletten 90
Minuten viel Pyrotechnik auf beiden Seiten.
Nach dem Spiel ging es für mich weiter nach Karlshamn, und am
nächsten Tag nach Kalmar.










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